Neurodermitis und Kinderwunsch

Die Hautkrankheit der Neurodermitis ist chronisch und nicht ansteckend, sie tritt in Schüben auf und ist mit sehr trockener Haut und starkem Juckreiz, vor allem in Armbeugen und Kniekehlen, verbunden.

Symptome der Neurodermitis sind meist rote, schuppende und nässende Ekzeme auf der Haut. Diese Symptome treten größtenteils schubweise auf. Viele Neurodermitiker leiden zudem unter Allergien und Heuschupfen, die sich wechselseitig bedingen und verstärken können. Der Juckreiz an den Ekzem befallenen Stellen stellt vorwiegend die signifikanteste Einschränkung der Lebensqualität im Alltag dar.

Sowohl erbliche Faktoren als auch Umwelteinflüsse werden heute als wesentliche Ursachen der Krankheit gesehen. Daher spricht man auch von einer multifaktoriellen Krankheit – unterschiedliche Auslöser spielen beim Entstehen der Krankheit eine Rolle.

Insbesondere die Vererbbarkeit der Neurodermitis lassen bei jungen Paaren mit Kinderwunsch die Frage aufkommen, wie wahrscheinlich eine Übertragung der Neurodermitis von Vater oder Mutter auf das Baby ist. Studien belegen dazu, dass, wenn ein Elternteil unter Neurodermitis leidet, die Wahrscheinlichkeit ein Baby mit Neurodermitis zu bekommen, in etwa um den Faktor zwei höher ist. Haben beide Eltern eine Veranlagung zu Neurodermitis, ist die Wahrscheinlichkeit sogar drei Mal höher.
Aber kann dies ein Grund sein, sich gegen Nachwuchs zu entscheiden? Wir meinen „nein“! Denn auch wenn die Krankheit der Neurodermitis heute noch nicht als heilbar, sondern lediglich „nur“ als behandelbar gilt, gibt es doch vielfältige Möglichkeiten, während und nach der Schwangerschaft, die Symptome und die Intensität der Neurodermitis beim Neugeborenen weitestgehend einzudämmen.

Die werdende Mutter sollte bereits in der Schwangerschaft mit einem Facharzt besprechen, auf welche Nahrungsmittel sie verzichten sollte. Denn Nahrungsmittelallergien und Neurodermitis stehen in engem Zusammenhang. Eine starke Reduzierung der täglichen Nahrungsversorgung wird jedoch meist nicht empfohlen, um das Kind keiner Mangelernährung auszusetzen. Unterschiedliche Studien konnten zudem eine positive Wirkung durch die vorgeburtliche Zuführung von Probiotika belegen. Sie wirken sich positiv auf die Darmflora und das Immunsystem der Mutter und damit auch auf das Baby aus. So reduzieren sich die Häufigkeit und die Intensität der Krankheit in den ersten zwei Lebensjahren des Kindes deutlich. Da es am Markt eine Fülle von Probiotika-Produkten gibt, die hinsichtlich der beinhalteten Bakterienstämme (Probiotika sind nichts anderes als Milchsäurebakterien) sehr unterschiedlich sind, sollte die Einnahme auf jeden Fall mit dem Frauenarzt besprochen werden.
Nach der Geburt sollte so lang wie möglich gestillt werden, der Säugling wird damit so spät wie möglich potenziellen Allergenen ausgesetzt, Mediziner empfehlen mindestens 6 Monate. Falls die Mutter nicht in der Lage ist, über einen langen Zeitraum zu stillen, kann der Säugling mit hypoallergener Säuglingsnahrung gefüttert werden.
Sehr konsequent sollte Nikotin, durch aktives und passives Rauchen, gemieden werden, sowohl während der Schwangerschaft als auch danach. Das gleiche gilt für den Konsum von Alkohol.

Falls die Eltern auf Hausstaubmilben allergisch reagieren – dies ist bei vielen Neurodermitikern der Fall – sollten sämtliche Maßnahmen getroffen werden, um die Milbenintensität in den eigenen vier Wänden zu reduzieren. Hausstaubmilben ernähren sich von menschlichen Hautschuppen und leben in Betten und Teppichen sowie auf Polstermöbeln und Gardinen. Der Kot der Milben verteilt sich als feiner Staub in der Luft und führt beim Einatmen zu allergischen Reaktionen und einer Verschlechterung der Neurodermitis. Zu den präventiven Maßnahmen gehören in diesem Zusammenhang das regelmäßige Waschen der Bettwäsche, das regelmäßige Lüften der Wohnung sowie, wenn möglich, das Entfernen von Teppichböden.
Auch die Konfrontation mit Tierhaaren sollten auf ein Minimum reduziert werden. Häufige Allergieauslöser sind Hunde-, Katzen- und Pferdehaare.
Abschließend ist zu sagen, dass Neurodermitis eine Kinder- und Jugendkrankheit ist. Sie verliert sich meist mit zunehmendem Alter. Auch aus diesem Grund kann eine Neurodermitisveranlagung bei den Eltern niemals ein Grund sein, sich gegen Nachwuchs zu entscheiden.