Der beschwerliche Weg einer alleinstehenden Frau zum Wunschkind

Anna war fast dreißig, als sie sich 1987 für eine künstliche Befruchtung entschied. Vorher hatte sie schon einige Zeit mit ihrem Partner versucht, auf natürlichem Wege, ein Kind zu bekommen. Doch als die erwartete Schwangerschaft ausblieb und ihre Partnerschaft auseinander ging, holte sie sich Hilfe im europäischen Ausland. Ihr Wunsch nach einem Kind führte sie in eine Fertilitätsklinik. Bei den ersten Untersuchungen fand man dort heraus, dass ihre Gebärmutter aufgrund der Verhütung mit einer zu großen Spirale verletzt war und daher eine normale Insemination nicht möglich gewesen wäre. Es blieb nur die Möglichkeit der Befruchtung in einer Petrischale.

Gedanken über die möglichen Erfolgsaussichten einer solchen Prozedur hatte sich Anna vorher nie gemacht. Informationen bekam sie nur aus wenigen Büchern und hin und wieder aus den Medien, sodass sie die Situation sehr unbedarft anging. Sie wusste nur eins, sie will dieses eine Kind.

Anna unterzog sich zunächst einer intramuskulären Hormonstimulation, um die Eizellenproduktion anzuregen. Es folgten ca. acht  Versuche, durch In-Vitro Fertilisation (IVF), eine Schwangerschaft herbeizuführen. Da sie sich zum Anfang der Kinderwunschbehandlung noch im Studium befand, musste Sie für jeden dieser sehr teuren Versuche lange sparen. Später, als sie berufstätig und selbstständig war, konnte sie nur selten ihren Betrieb verlassen und ins Ausland reisen. Aus diesen Gründen zog sich ihre Kinderwunschbehandlung über den Zeitraum von fast acht Jahren hin. Während dieser Zeit weihte sie niemanden aus ihrem Verwandten- und Freundeskreis in ihr Vorhaben ein. Sie wollte Diskussionen vermeiden, die sich um alleinstehende Mütter oder ihr Gemütsbefinden während so einer Prozedur drehen. Sie stand diese Zeit alleine durch.

Das Schlimmste, wie sie sagte, sei die körperliche Belastung gewesen, die sie während der Versuche erfahren musste. Die Hormontherapien und die Fehlgeburten – gepaart mit den plötzlichen Reisen ins Ausland – gingen auch an einer sonst so starken Frau wie ihr nicht spurlos vorbei. Dennoch sagte sie sich nach jedem gescheiterten Versuch, dass es beim nächsten Mal klappen wird.

Als Anna endlich schwanger war, dauerte es lange bis sich die Freude einstellte, da die Angst immer im Hinterkopf war, dass doch noch etwas schiefgehen könnte. Die Schwangerschaft verlief bis zur 35. Schwangerschaftswoche unproblematisch. Dann kam es zu einer Frühgeburt. Diverse Komplikationen traten auf, ein Kaiserschnitt musste durchgeführt werden und Anna verlor sehr viel Blut. Da das Kind mit einem Herzfehler zur Welt kam, musste es in ein anderes Krankenhaus verlegt werden. Mutter und Kind konnten so die ersten 2 Wochen nicht zusammen sein. Nach diversen Behandlungen am Herzen war die schwere Zeit zunächst überstanden und sie konnte die Zeit mit ihrem nunmehr gesunden Kind genießen.

Anna entschied sich  danach noch ein zweites Mal für diesen Weg und unterzog sich weiteren Hormonbehandlungen und IVF-Versuchen. Doch irgendwann merkte sie, dass sie an ihre Grenzen stößt. Die Angst vor Nebenwirkungen, vor allem vor denen der Hormonbehandlungen,  war zu groß. Da ihr Traum von dem einen Kind schließlich erfüllt war, wollte sie nun nicht alles für das Zweite riskieren. Sie stellte die Versuche ein.

Auch wenn die Samenspende anonym vorgenommen wurde und der Spender nicht bekannt ist, spricht Anna bis heute ehrlich und offen mit ihrem Kind über dessen Zeugung. Auch ihr nahes Umfeld weiß mittlerweile über die Zeit der Kinderwunschbehandlung Bescheid.

Wenn Anna heute ihren 18jährigen Sohn anschaut, ist sie sich sicher, dass sie alles richtig gemacht hat und es wieder tun würde.

Dass sie das psychisch alles so unbeschadet überstanden hat, liegt nach ihrer Aussage wohl daran, dass sie sehr rational diese Behandlungen angegangen ist.  Außerdem hat sie zu Beginn der Behandlung ein schönes und erfülltes Leben gehabt und war mit sich und ihrem Beruf sehr zufrieden. Sie versuchte, den Kinderwunsch nicht zum Mittelpunkt ihres Lebens werden zu lassen. Heute ist sie sich sicher, dass diese lockere Haltung ihr geholfen hat, schwanger zu werden und die Geschehnisse rund um die Geburt zu verarbeiten.

Anna rät allen alleinstehenden Frauen und Paaren, die einen großen Kinderwunsch verspüren, sich Hilfe und Unterstützung zu holen, wenn sie den Weg der künstlichen Befruchtung gehen möchten. Denn es ist sehr wichtig, dass man neben dem Ziel des Kinderwunsches nicht auf der Strecke bleibt und lernt, mit sich selbst zufrieden zu sein. Der Kinderwunsch darf nach Annas Meinung nicht zur Belastung werden und zur Voraussetzung für das persönliche Glück mutieren. Man soll die kleinen glücklichen Momente im Leben genießen und sich hin und wieder etwas gönnen, um Kraft und Motivation für den Weg zum Wunschkind zu tanken.

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