In Deutschland waren Ende 2012 laut Angaben des Robert-Koch-Instituts ca. 78.000 Menschen mit HIV infiziert, davon ungefähr 15.000 Frauen. Auch wenn ein Ende der HIV-Epidemie noch nicht in Sicht ist, so macht die antiretrovirale Therapie eine fast normale Lebenserwartung und –planung möglich. Für viele HIV-positive Frauen gehört auch Kinderwunsch dazu, dessen Realisierung mittlerweile auch nicht mehr ausgeschlossen ist.
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Was bedeutet es, HIV-positiv zu sein?
HIV gehört zu den am häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten weltweit. HIV-positiv zu sein bedeutet eine Infektion mit dem Human Immunodeficiency Virus. Die Ansteckung erfolgt durch Schleimhautkontakt bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr (vaginal und anal). Es kann ebenfalls durch Sperma, Scheidenflüssigkeit und Blut übertragen werden. Neben körperlichem Kontakt kann die Infektion auch über mehrfach verwendetes und gemeinsam genutztes Spritzenbesteck bei Drogenkonsum erfolgen. Bleibt das Virus lange Zeit unentdeckt und unbehandelt, so führt dies zum Ausbruch von AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrom). AIDS als Folgeerkrankung schwächt das körpereigene Immunsystem eines Menschen so sehr, dass es zu lebensbedrohlichen Symptomen, Tumoren und schließlich zum Tod kommt.
Können wir ein gesundes Kind bekommen?
Auch HIV-positive Frauen und Männer können Eltern gesunder Kinder werden. Dazu müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die wichtigste Voraussetzung ist eine frühzeitige Einleitung der Therapie, was nur passieren kann, wenn die schwangere Frau sich der Infektion bewusst ist. Aus diesem Grunde wird seit 2007 für Schwangere ein freiwilliger HIV-Test empfohlen. Wird die Infektion festgestellt, soll die Schwangerschaft sorgfältig überwacht werden – optimaler Weise in einem HIV-Schwerpunktzentrum.
Ist die HIV-Infektion bereits vor der Schwangerschaft festgestellt worden, so stellt dies dennoch kein Hindernis für die Realisierung des Kinderwunsches dar. Jedoch muss in diesem Fall bereits bei der Zeugung einiges beachtet werden. Besteht die Erkrankung zu Seiten der Frau, kann eine Befruchtung mittels Selbstinsemination vorgenommen werden. Hierfür wird ein Kondom ohne Spermizide verwendet, welches nach dem Verkehr umgedreht und in die Vagina eingeführt wird. Besteht die Infektion auf männlicher Seite, kann das Sperma vorab im Labor durch ein spezielles Verfahren „gewaschen“ werden, denn das HI-Virus befindet sich nur in bestimmten Komponenten des Ejakulats. Die Spermien selbst sind immer HIV-negativ und können daher zu Zwecken der künstlichen Befruchtung verwendet werden.
Um einer Übertragung des Virus auf das Ungeborene während der Schwangerschaft vorzubeugen, ist eine konsequente antiretrovirale Therapie notwendig. Jede „HIV-positive“ Schwangerschaft gilt als Risikoschwangerschaft, auch wenn die Datenlage bezüglich des Frühgeburtsrisikos bzw. eines geringeren Geburtsgewichts des Babys nicht eindeutig gesichert ist und die Studien zum Teil widersprüchliche Ergebnisse liefern. So werden hier regelmäßige Blutuntersuchungen und ggf. stationäre Aufnahme der Schwangeren in einem HIV-Zentrum empfohlen. Diese Maßnahme soll helfen, eine Frühgeburt unter ungünstigen Bedingungen zu vermeiden.
HIV und die Geburt des Kindes
Die Möglichkeit, dass eine erkrankte Mutter das HI-Virus während der Geburt auf ihr Baby überträgt ist durchaus vorhanden, kann aber durch präventive Maßnahmen meist verhindert werden. Kinder HIV-positiver Mütter kommen oft per Kaiserschnitt zur Welt, aber auch eine natürliche Geburt ist in Fachkliniken möglich – dies unter der Voraussetzung, dass die Viruslast im Blut der Schwangeren sehr gering ist (unter 50 Kopien/ml).
Übrigens werden ab der 32. Schwangerschaftswoche die HIV-Antikörper über die Plazenta auf das Ungeborene übertragen. Somit sind diese bis zu 18 Monate nach der Geburt im Blut des Babys nachweisbar, so dass dessen tatsächlicher HIV-Status mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) untersucht werden sollte, damit ggf. die Therapie frühzeitig eingeleitet werden kann.
Ist Stillen möglich?
Auch wenn laut Studien eine Übertragung des Virus nicht zwangsläufig stattfindet, wenn die Mutter antiretroviral therapiert und das Kind prophylaktisch behandelt wird, wird HIV-positiven Müttern vom Stillen abgeraten. Die Grundlage dafür ist die Tatsache, dass die Muttermilch das HI-Virus enthält und die Infektionsrate bei gestillten Kindern doppelt so hoch ist, wie bei nicht gestillten.
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