Spermiogramm

Das Spermiogramm ist das Ergebnis einer mehrstufigen Ejakulatanalyse zur Fruchtbarkeit eines Mannes. Es wird erstellt, um eine mögliche Unfruchtbarkeit bei (unerfülltem) Kinderwunsch zu erkennen und dient außerdem der Sicherstellung der Sterilität nach einer Vasektomie. Um ein korrektes Ergebnis sicher zu stellen, werden immer zwei bis drei Untersuchungen durchgeführt.

Ablauf

Nach einer drei bis fünf tägigen Zeit der sexuellen Enthaltsamkeit (während der weder Geschlechtsverkehr noch Masturbation erlaubt sind) wird das zu untersuchende Ejakulat durch Masturbation gewonnen. Die erste Untersuchung erfolgt nach Ablauf der Verflüssigungszeit. Unmittelbar nach dem Austritt des Ejakulats wird es zunächst sehr zähflüssig. Dies bewirkt, dass das Sperma nicht aus der Scheide herausfließen kann. Nach Ablauf von ca. 20-30 Minuten verflüssigt es sich wieder, wodurch eine mikroskopische Untersuchung nun möglich ist. Sollte sich das Ejakulat nach spätestens 60 Minuten noch immer nicht verflüssigt haben, liegt das sehr seltene Phänomen einer Hyperviskositätsstörung vor. In diesem Fall muss das Sperma aufgearbeitet werden und es folgt eine Insemination.

Das wieder flüssige Ejakulat wird nun auf sein Volumen untersucht, welches mindestens 2 ml betragen sollte. Liegt es darunter, ist zu vermuten, dass die Funktion der Samenbläschen gestört ist. Ohne die Flüssigkeit der Samenbläschen verlieren die Spermien ihre Beweglichkeit. Sie enthält nämlich einen Zuckerstoff (Fruktose), aus dem die Samenfäden ihre Energie beziehen. Im Umkehrschluss kann auch über das Messen des Fruktose Anteils im Sperma Rückschluss auf die Funktion der Samenbläschen gezogen werden. Auch hier besteht die Möglichkeit einer Aufarbeitung mit anschließender Insemination des Spermas. Des Weiteren folgt nach der Verflüssigung eine mikroskopische Untersuchung. Unter standardisierten Bedingungen werden die Spermien hierbei ausgezählt und bewertet. Wichtigste Kriterien dabei sind: die Spermienkonzentration, ihre Beweglichkeit und ihr Aussehen (ihre Form).

 

Die World Health Organization (WHO) hat für die Bewertung des Ejakulats folgende Referenzwerte bestimmt:

  • Volumen 1,5 ml oder mehr
  • Ph-Wert 7,2 oder mehr Spermien-Konzentration 20 Mio./ml oder mehr
  • Gesamt-Spermien-Zahl 40 Mio. pro Ejakulat oder mehr
  • Motilität (Beweglichkeit) 50 % oder mehr beweglich (Kat. a+b) oder 25 % oder schnell progressiv (Kat.a)
  • Morphologie 30 % oder mehr mit normaler Form
  • Anteil der lebenden Spermien 75 % oder mehr vitaler Zellen
  • Leukozyten weniger als 1 Mio./ml
  • Verflüssigungszeit 30 Minuten, max. 1 Stunde
  • Geruch Kastanienblütenartig

 

Die Beweglichkeit wird durch die WHO in folgende Kategorien unterteilt:

a: schnell progressiv = schnelle Vorwärtsbewegung
b: progressiv = langsame, träge Vorwärtsbewegung
c: nicht progressiv = nur lokale Beweglichkeit, Kreisschwimmer
d: immotil = keine Beweglichkeit

 

Für die Beurteilung des Spermiogramms liegt folgende Nomenklatur durch die WHO vor:

  • Normozoospermie: den Referenzwerten entsprechende („normale“) Ejakulatparameter
  • Oligozoospermie: < 20 Mio. Spermatozoen pro Milliliter
  • Asthenozoospermie: < 50 % progressiv bewegliche Spermien der Kategorie a + b und < 25 % schnell progressiv bewegliche Spermien der Kategorie a Teratozoospermie verminderter Anteil morphologisch normaler Spermatozoen
  • Oligoasthenoteratozoospermie: (OAT-Syndrom) Kombination aus zu niedriger Konzentration, unzureichender Beweglichkeit und vermindertem Anteil normaler Morphologie der Spermatozoen
  • Azoospermie: Keine Spermatozoen im Ejakulat Aspermie Kein Ejakulat Multisemie (Polysemie) > 6 ml Ejakulatvolumen
  • Hypospermie: (Parvisemie) < 2 ml Ejakulatvolumen
  • Kryptozoospermie: < 1 Mio. Spermien pro Milliliter Hyperzoospermie > 150 Mio. Spermien pro Milliliter
  • Polyzoospermie: > 200 Mio. Spermien pro Milliliter
  • Nekrozoospermie: keine Beweglichkeit der Spermien, nur tote Spermien

Weitere Informationen zum Thema Spermiogramm und künstlicher Befruchtung finden Sie im Handbuch von planBaby (S. 127ff.)